Gedanken zum Sonntag

Sonntag Lätare, 10. März 2024

Freude

Vorfreude ist die schönste Freude, so sagt man. Ich bin voller Erwartung auf das, was kommt. Ich freue mich auf etwas, das ich jetzt noch gar nicht sehe. Manchmal wenn ich gegen Mittag unsere Straße hinauflaufe und am Kindergarten vorbei komme, dann sehe ich dort ein Kind am Fenster stehen. Erwartungsvoll und voll Vertrauen schaut es hinaus: Wann kommen Mama oder Papa und holen mich ab? Aufgeregtes Warten und Vorfreude sind nicht zu übersehen.

Die Passionszeit, in der wir im Kirchenjahr gerade stehen ist auch eine Wartezeit, wenn auch eher eine düstere Zeit. Wir erinnern uns in diesen Wochen an den Leidensweg von Jesus. Wir erzählen die Geschichten von Jesu Einzug in Jerusalem, von Auseinandersetzungen mit Gelehrten, von der Tempelreinigung, von der Salbung mit Öl, von der Fußwaschung und dem letzten Abendmahl, schließlich auch von der Kreuzigung. Es ist ein schwerer Weg, den Jesus geht. Wir erinnern daran, obwohl wir wissen, dass an dessen Ende der österliche Sieg des Lebens über den Tod steht. Die Passionszeit hat ihren Platz in unserem Jahreskreis, um deutlich zu machen, dass Jesus sich auch auf die Seite des Leidens und der Leidenden stellt.

Der Sonntag am 10. März setzt in dieser Zeit einen Kontrapunkt: „Lätare“, das heißt: „Freut euch!“ so ist er überschrieben. Freut euch, weil im Sterben ein neues Leben angelegt ist. Jesus nimmt das Bild vom Saatkorn, das in die Erde fällt auf: Nur wenn das Korn ausgesät wird, dann kann es Frucht bringen. Und auch die Körner, die als Mehl zu Brot verarbeitet werden, bringen Leben.  „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht." Der Sonntag Lätare ist der Vorbote für Ostern. Draußen blühen die ersten Osterglocken und an Büschen und Sträuchern zeigen sich erste Knospen. Körner, die in diesen Tagen ausgesät werden, wachsen bis Ostern als Ostergras und erzählen so vom Leben, das den Tod überwindet. Auch in diesem Jahr, gilt an Lätare: Freut euch, auf das, was kommt. Freut euch, dem Leiden zum Trotz. Freut euch an dem Leben und auf das kommende Leben. Seid erwartungsvoll, wie ein Kind, das den Augenblick genießen kann und voller Freude wartet auf das, was kommt.

Pfarrer Christoph Grosse, Truchtelfingen

  • addWeihnachten 2023

    Welche Gefühle löst das bevorstehende Weihnachtsfest bei Ihnen aus? Freude, Anspannung, Ruhe, Sehnsucht oder Hektik?

    Aus den alten biblischen Familiengeschichten um die Geburt Jesu ist ein Familienfest geworden, das an viele hohe Anforderungen stellt, nicht nur an die im Haus, die für Geschenke, Dekoration und das Weihnachtsmenü zuständig sind, sondern auch an das Miteinander in der Familie. Denn wenn es ein perfektes Weihnachtsfest geben soll, dann muss es ja auch harmonisch zugehen. Freilich, alle strengen sich an, aber wenn die Anspannung zu groß wird, knallt es halt auch mal leicht.

    Woher kommt eigentlich der hohe Perfektionsdruck? Mit den biblischen Weihnachtsgeschichten jedenfalls hat er nichts zu tun. Da nämlich wird das Jesuskind in eine Welt hineingeboren, die alles andere als perfekt und harmonisch ist. Vielmehr ist es eine Durcheinanderwelt. Tatsächlich wohl ähnlich durcheinander wie die unsrige heute. Der Evangelist Lukas schreibt von der Volkszählung, die der römische Kaiser Augustus anordnet, um ermessen zu können, wieviel Steuern er aus dem von seinen Soldaten besetzten Land Israel herauspressen kann.

    Das jedenfalls bringt die hochschwangere Maria ganz schön in Stress, denn zusammen mit ihrem Verlobten Josef muss sie sich auf den Weg nach Bethlehem machen - ein mühsamer Weg in diesem Zustand! So kommt der Gottessohn als Kind einer Familie zur Welt, die fremd in Bethlehem ist, obdachlos, froh an einem Stall, der ein bisschen Schutz bietet, besser als ganz unter freiem Himmel.

    Aber genau so ist dieses Kind von Anfang an zugänglich für die Hirten, die zu den einfachen Menschen jener Zeit gehören. Sie werden zu den ersten Verkündigern der Weihnachtsbotschaft, denn sie lassen sich bewegen von den Engeln und ihrem himmlischen Wort: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

    Diese Botschaft lässt erahnen, dass es hier um einen größeren Frieden geht als um die paar Stunden, die wir gemeinsam unterm Tannenbaum verbringen. Dieser Frieden hat etwas mit der Verbindung mit Gott zu tun. Wer von dem in ärmlichen Verhältnissen geborenen Kind alles erwartet, ihm vertraut und damit Gott die Ehre gibt, wird Frieden erfahren. Das ist das Versprechen der Engel.

    Auch „die große Freude“, die sie verkündigen, können wir nicht selber machen. Wir können nur darum bitten, uns mit ihr beschenken lassen – durch alles Durcheinander und Gestrüpp des Lebens hindurch.

    Pfarrerin Gudrun Ehmann, Bisingen

  • add2. Sonntag im Advent, 10. Dezember 2023

     

    „Die täglichen Nachrichten sind so grauenvoll und entmutigend, dass ich keine Tagesschau mehr sehen und keine Zeitung mehr lesen will“, denken manche Zeitgenossen, wenn sie ständig von Kriegen, Krisen und Konflikten lesen und hören. Ein Fernsehmacher sagte: „Man kann die Nachrichten eigentlich gar nicht mehr ohne anschließende Behandlung bei einem Psychotherapeuten anschauen. Was hier die Zuschauer alles erleiden und aushalten müssen! Stunde um Stunde, Tag für Tag!“ Die Welt scheint dem Untergang geweiht zu sein. Es naht ein Ende ohne Hoffnung.

    Ganz anders liest sich die Vision des Propheten Jesaja aus dem Alten Testament für den zweiten Sonntag im Advent. Seine Vision verbreitet Hoffnung. Er sieht voraus, dass Gott kommen wird. „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken“ (Jesaja 35, 5+6).

    Was Jesaja vorausgesehen hat, hat sich mit dem Kommen von Jesus erfüllt. Jesus hat blinden Menschen die Augen geöffnet. Er heilte den blinden Bartimäus. Wenn uns Wichtiges aus dem Blick gerät, dürfen wir Jesus im Gebet bitten, dass er uns die Augen öffne.

    Jesus hat die Ohren der Tauben geöffnet. Zu Jesus wurde einmal ein Taubstummer gebracht. Jesus sah auf zum Himmel und sprach: „Tu dich auf!“. Sogleich konnte der Kranke hören und reden. Wenn wir Gottes Stimme nicht hören können, dürfen wir Jesus inständig bitten, uns die Ohren zu öffnen.

    Das sind nur zwei Beispiele, wie Jesus den Traum des Jesaja erfüllt hat. Jesus wird wieder sichtbar auf die Erde zurückkommen. Das ist das Thema des zweiten Advents. „Advent“ heißt übersetzt „Ankunft“. Erstmals betrat Jesus bei seiner Geburt in Bethlehem die Erde. Nachdem er zu seinem himmlischen Vater zurückgekehrt ist, wird er wieder diese Erde sichtbar betreten. Dann wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Das ist die große Hoffnung für diese grauenhafte Welt. Die Hoffnung ist die Erinnerung an die Zukunft. Diese Hoffnung stirbt nicht, schon gar nicht zuletzt. Wir haben eine Hoffnung, die nicht endet. Deshalb kann ich Ihnen mit dem Propheten Jesaja zurufen: „Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt und wird euch helfen.“

    Wenn Sie mehr über diese Hoffnung auf Erlösung hören wollen, schalten Sie morgen Bibel TV um 7.45 Uhr oder 11.30 Uhr ein und feiern Sie zu Hause einen Gottesdienst mit.

     

    Pfarrer Johannes Hruby, Balingen-Ostdorf, evang. Kirche

  • addReformationstag, 31. Oktober 2023

     

    In den Evangelischen Kirchen wird heute Reformationstag gefeiert. Zugegeben, das klingt auf den ersten Blick deutlich sperriger und spaßbefreiter als Halloween.

    Der 31. Oktober ist der Tag, an dem der Wittenberger Mönch und Professor der Theologie Martin Luther 1517 seine 95 Thesen gegen Missstände in der Kirche seiner Zeit veröffentlichte. Geschärft hatte er seinen Blick in einem intensiven Bibelstudium und kritisierte v.a. den Ablasshandel. Darüber wollte er eine Diskussion in Gang bringen, Streitgespräche führen mit Kollegen und Bischöfen über das, was anders werden müsste.  Auf diesem Weg so hoffte er, würde es zu einer Erneuerung, einer Reformation seiner Kirche kommen.

    Doch dem Papst und dem Kaiser zu jener Zeit schien der Erneuerer und Protestierer und die Bewegung, die er in Gang setzte, bedrohlich. Sie verbrannten seine Schriften, schlossen ihn und seine Anhänger 1521 aus Kirche und Staat aus und erklärten ihn für vogelfrei. Luther verschwand zum eigenen Schutz für einige Monate von der Bildfläche, aber in den Gemeinden fingen Pfarrer an, die Erklärung und Auslegung der Bibel in den Mittelpunkt der Gottesdienste zu stellen. In Wittenberg und an vielen anderen Stellen im Land gab es viel Streit zwischen den „Lutherischen“ und den „Römischen“.  Was gut gemeint war, hatte auch eine hässliche Seite: So kam es auch zu gewalttätigen Kirchenstürmungen, bei denen nicht nur Kircheneinrichtungen zu Bruch gingen, sondern auch Menschen ums Leben kamen. Das war ganz und gar nicht im Sinne des Reformators, der nur mit Worten und nicht mit Gewalt kämpfen wollte.

    Das alles ist lange her. Heute rücken wir in den Kirchen wieder mehr in den Mittelpunkt, was uns verbindet, anstatt das Trennende vor uns herzutragen. An vielen Orten wird Ökumene gelebt und bietet Raum für gegenseitigen Austausch. So unternehmen in Bisingen vier Mal im Jahr unter dem Titel „Frauen unterwegs“ evangelische und katholische Frauen gemeinsam eine Wanderung. Dabei ist neben den geistlichen Impulsen viel Zeit, um mit bekannten oder bislang unbekannten Frauen ins Gespräch zu kommen, um Blickwinkel und Sichtweisen auszutauschen. Was für eine Horizonterweiterung, auf diesem Weg von anderen Lebens- und Beziehungsweisen des Glaubens zu hören, nachzufragen, mein eigenes danebenzulegen und in einen lebendigen Austausch zu kommen jenseits von aller Rechthaberei.

    „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5, 9), so heißt es im Predigttext zum diesjährigen Reformationstag. Den Frieden suchen, andere Lebenswirklichkeiten wahrnehmen, einander in aller Verschiedenheit annehmen und sichtbare wie unsichtbare Grenzen überwinden, das ist die Aufgabe, die sich uns in diesen Tagen stellt. Eine anspruchsvolle Sache, die aber auch Freude machen kann, vertreibt sie doch die bösen Geister der Vorurteile und des gegenseitigen Argwohns – und das war doch schließlich auch ein Zweck von Halloween: die bösen Geister vertreiben.

    Pfarrerin Gudrun Ehmann, Bisingen

     

     

     

  • add14. Sonntag nach Trinitatis, 10. September 2023
    Bücher werden zu Turm gestapelt

    Zum Schulanfang: Bei Gott hat jedes Schul- und Menschenkind die Note 1!

    Liebe Sonntagsleserschaft,

    heute ist der letzte Ferientag der langen Sommerferien. Ab morgen beginnt für die Schülerschaft wieder der Ernst des Lebens mit Unterricht, Hausaufgaben und Lernzielkontrollen. Auf einer Notenscala von 1-6 bekommen die Kinder und Jugendlichen und deren Eltern in den nächsten 10 Monaten dokumentiert, wie es um den Lernstand des Nachwuchses bestellt ist.

    Wussten Sie, dass Schulnoten bereits im ersten Kapitel der Bibel verteilt werden? Nach jedem Schöpfungstag schaut der Herrgott sein Werk an, freut sich daran und hält fest: Es ist gut. Das ist in Schulnoten ausgedrückt eine 2.

    Doch einmal gibt Gott sich selbst die Schulnote 1. Wissen Sie wann? Am Ende des 6. Schöpfungstages nach der Erschaffung des Menschen. „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (Genesis 1,31). Das bedeutet, dass jedes Menschenkind, jedes Schulkind, so wie es heute den letzten Ferientag genießt und morgen seinen ersten Schultag begeht, perfekt ist. Vollkommen! Spitze! Super! Jeder und jede hat vor Gott eine 1. Vor Gott sind wir alle 1er-Schüler- und Schülerinnen.

    Und wie es so ist mit 1-er-Schulkindern. Die Lehrkraft kann und darf einen 1-er-Schüler an die Tafel rufen und sagen: „Zeig mal, wie du auf deine Lösung gekommen bist.“

    So darf Gott uns am Ende unserer Tage auch „an die Tafel rufen“ und fragen: „Zeig mal, wie du deinem Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren, nachgekommen bist. Wie hast du das gemacht? Wohin haben die Zigarettenkippen ihren Weg gefunden? … Hast du gelegentlich das Auto gegen das Fahrrad eingetauscht?“

    Die Erde ist uns 1-er-Schülern geliehen – jeweils für 80 bis 90 Jahre – danach müssen wir sie weitergeben an unsere Kinder und Enkel. Auch diese 1-er-Schüler und -Schülerinnen sollen keine unwirtliche Situation auf unserem Planeten antreffen, sondern eine auskömmliche, denn Gottes gab seinem Schöpfungswerk die Schulnote 2.

    Pfarrerin Silke Bauer-Gerold, evangelische Kirchengemeinde Onstmettingen

     

  • addDu sollst Urlaub machen!

    Heute beginnen die Sommerferien. Endlich kommt die große Sommerpause und mit ihr die Erinnerung oder sogar die Aufforderung, sich Ruhe zu gönnen. „Du sollst Urlaub machen!“ Das steht zwar so nicht in der Bibel, aber fast. Mit gutem Grund. Zum Leben gehört nicht nur das Arbeiten, sondern auch die sinnvolle Erholung.

    "Du sollst den Feiertag heiligen", übersetzte Martin Luther das dritte Gebot. Wörtlich steht dort: "Gedenke des Ruhetags, um ihn zu heiligen!" Das klingt altmodisch, meint aber etwas Wichtiges: Der Ruhetag ist heilig. Gott hat selbst ausgeruht am 7. Tag. Die Ruhe ist von Gott gegeben, also herausgehoben aus dem Alltag und von Gott mit einer Aufgabe versehen, diese Ruhe sinnvoll für sich zu nutzen.

    Wie kann das aussehen? Regelmäßiges Pausieren von der Arbeit an Sonntagen und im Urlaub hilft, sich körperlich und geistig zu regenerieren. Urlaub unterbricht den Alltag. Er gibt Abstand über das Leben nachzudenken. Man kann sogar sagen: Unterbrechung ist die kürzeste Definition von Religion. Jedes Unterbrechen kann auch ein Aufbrechen sein. Plötzlich stellen sich existenzielle Fragen, die in der Mühle des Alltags untergingen. Ein Urlaubstag ist wie eine Insel im Strom der Vergänglichkeit. Die Zeit steht dadurch nicht still. Aber wir gewinnen für einen Moment Abstand von allem, was uns umtreibt. Das ist heilsam. Wir zählen unser Leben in Tagen, Wochen und Jahren. Aber was unser Leben erfüllt, ereignet sich im Hier und Jetzt. Nicht im Rückblick auf das Vergangene und auch nicht im Planen des Zukünftigen. Leben ist jetzt, in diesem Augenblick. Auch das kann uns die Ruhe lehren.

    Was für ein kluges Gebot, das Gott uns da gegeben hat! Gedenke des Ruhetags, um ihn zu heiligen. Komm‘ wieder in Kontakt mit dir und mit Gott. Gewinne Abstand. Richte dich neu aus. Das tut Körper und Seele gut.

    In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine gesegnete Sommerpause!

    Dorothee Sauer
    Co-Dekanin für den Kirchenbezirk Balingen

     

    Geistliches Wort für den "Südfinder" / 26.07.2023

  • add1. Sonntag nach Trinitatis, 11. Juni 2023

    Wie würden Sie diese Frage beantworten, ob die Kirche spitze ist? Spitz sind ihre Kirchtürme. Sie ragen in den Himmel und signalisieren: Da oben im Himmel wohnt Gott und schaut herab auf die Menschen. (Gott wohnt natürlich nicht hinter den Wolken, sondern umgibt uns von allen Seiten!) Wo Kirchtürme zu sehen und Glocken zu hören sind, weiß jeder, da leben Menschen, die an Gott glauben. Seit Jahrhunderten gibt es gläubige Menschen.

    Die Kirche ist spitze! Dafür gibt es mehrere Gründe:

    Die Kirche ist ein Ort der Gottesbegegnung. Im Gästebuch einer romanischen Kirche hat eine Besucherin geschrieben: „Dieser Raum ist voll, reich gefüllt vom Geist Gottes. Seine spürbare Gegenwart bringt unserer Seele Frieden.“

    Die Kirche ist ein Ort der Hoffnung und Zuversicht. In den Gottesdiensten wird das Evangelium gepredigt. Das ist die gute Botschaft, dass Gott die Menschen liebt und seinen Sohn für sie auf die Erde geschickt hat. Durch den Glauben an Gott entsteht die Hoffnung, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde des Friedens schaffen wird.

    Die Kirche ist ein Ort der Begegnung. Im Gottesdienst treffen sich viele Christen. Ich spüre, ich bin nicht allein auf dem Weg des Glaubens.

    Die Kirche ist ein Ort der Diakonie.In den Vesperkirchen erhalten Bedürftige eine warme Mahlzeit und Zuspruch durch Gespräche. Für Tafelläden wird in den Kirchen Nahrungsmittel gesammelt.

    Die Kirche ist ein Ort der Kultur und Musik. Kirchenmusik und Kirchenkonzerte erfreuen die Zuhörer und geben Gott die Ehre. Wer singt, betet doppelt!

    Die Kirche ist ein Ort der Stille. Offene Kirchen laden zur Unterbrechung des Alltags, zur Meditation und zum Gebet ein.

    Die Kirche ist ein Ort der Tradition. Dort werden Texte gesprochen und geglaubt, die seit Jahrhunderten den Glauben an Gott vermitteln. Das Glaubensbekenntnis und die Bibel sind unerschütterliche Fundamente der Kirche.

    Sieben Gründe, die bezeugen, dass die Kirche spitze ist! Ich lade Sie herzlich ein, einen Gottesdienst in einer Kirche zu besuchen.


    Pfarrer Johannes Hruby, Balingen-Ostdorf, evang. Kirche

  • addSonntag Rogate, 14. Mai 2023

    Beten Sie?
    Mehr als die Hälfte der Deutschen betet laut einer Studie des Meinungs­forschungsinstituts Emnid. 31 Prozent gelegentlich, doch fast jeder fünfte betet regelmäßig. In Krisenzeiten beten weitere sechs Prozent. Am meisten beten ältere Menschen: Ganze 69 Prozent der Befragten über 60 Jahre gaben an, zu beten. Frauen (66 Prozent) beten häufiger als Männer (45 Prozent). Im Westen wird doppelt so oft gebetet wie im Osten der Republik. In den neuen Bundesländern gaben zwei Drittel der Befragten an, noch nie gebetet zu haben.

    Wie ist es bei Ihnen? Beten Sie? An diesem Wochenende feiern evangelische Christinnen und Christen den Sonntag „Rogate“ – Betet! Das Reden mit Gott wird bewusst in den Blick genommen. Zwar wird es in jedem Gottesdienst praktiziert, gemeinsam und persönlich, doch das Beten ist eines der privatesten Dinge überhaupt. Viele tun es. Die wenigsten reden darüber. Vielleicht weil es ihnen peinlich ist oder weil jemand fragen könnte: Glaubst du, das bewirkt etwas? Oder noch persönlicher: Was betest du denn, erzähl doch mal!

    Was Beten eigentlich ist, hat der Theologe und württembergische Reformator Johannes Brenz so beschrieben: „Das Gebet ist ein Reden des Herzens mit Gott in Bitte, Fürbitte, Dank und Anbetung“. Auch wenn diese Erklärung schon sehr alt ist, ist sie doch eine gute Zusammenfassung. Das Beten ist ein Reden des Herzens mit Gott. Oder anders gesagt: Gott sein Herz ausschütten, sagen, was einem auf der Seele liegt, was man sich wünscht, was einen freut, was man für andere hofft, woran man zweifelt, was man Gott vor den Latz knallen möchte, was einen zutiefst dankbar macht. Echtes Beten kann ein ganz schöner Ritt durch die eigene Gefühls- und Erlebniswelt sein. Wer betet, rechnet auf jeden Fall damit, dass da jemand ist, der es hört und mitfühlt, der mit aushält oder vielleicht eine Idee schickt, wenn es auch keine unmittelbare Lösung oder Erhörung für das Gebet gibt. Ich bin mir sicher, dass Beten eine große Kraft ist. Jeder Zeit kann ich mit dem lebendigen Gott in Kontakt treten, für einen Augenblick aus der Welt aussteigen und mich dem zuwenden, der über allem und in allem ist, ganz fern und doch so nah. Wie schön, dass man sich das am Sonntag Rogate einmal ganz bewusst machen kann.

    Dorothee Sauer, Co-Dekanin im Ev. Kirchenbezirk Balingen

  • addSonntag Jubilate, 30. April 2023

    Neues Leben – eine Utopie?

    „Neue Möbel – neuer Mensch“ so habe ich es einmal im Schaufenster eines Möbelhauses gelesen. Irgendwie hat es mich angesprochen, obwohl ich genau weiß, dass neue Möbel noch keinen neuen Menschen machen. Doch bei Kunden hat das Wort „neu“ einen guten Klang. Es impliziert Tatkraft, Innovation und Frische. „Neu“ ist ein „Signalwort“, das Neugierde weckt.

    Mit der Charakterisierung „neu“ kann man trefflich Werbung machen. Doch gibt es den „neuen Menschen“ im Möbelhaus? Eher nicht. Vieles, was wir tun, ist eher „alt“. Wir können nicht aus unserer Haut heraus. Da bleiben die alten Konflikte, die alten Sorgen und auch die alte Leier, die wir nur zu oft anstimmen. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Und auch der Mai macht nicht alles neu, so schön die Blumen jetzt wieder in den Wiesen und Gärten blühen.

    Es braucht schon mehr, dass etwas wirklich neu wird. Dazu braucht es eine grundlegende Veränderung. An Ostern ist solch eine umstürzende Veränderung geschehen. Am Ostermorgen hat der lebendige Gott durch die Auferstehung Jesu alles auf den Kopf gestellt. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Jesus hat ihm die Macht genommen und ein neues, ewiges Leben ans Licht gebracht. Das haben wir vor drei Wochen am Osterfest gefeiert. Seitdem ist der neue Mensch keine Utopie mehr, sondern in Jesus Wirklichkeit geworden. Das beschreibt der Apostel Paulus im Wochenspruch für den morgigen Sonntag „Jubilate“: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5,17)

    Seit Ostern ist das neue Leben eine im Glauben an Jesus Christus erfahrbare Wirklichkeit. Wenn ich mein Leben Jesus anvertraue, dann wird es grundlegend verändert. Etwas Neues beginnt und wird erfahrbar. Neu ist die Gewissheit: ich werde geliebt. Ich muss nicht ständig um Anerkennung und Liebe kämpfen. Gott liebt mich bedingungslos. Neu sind auch die Maßstäbe, die nun für mein Leben gelten. Ich muss nicht ständig nur um mich selbst kreisen, sondern ich sehe den Mitmenschen an meiner Seite. Neu sind auch die Ziele, die mein Leben bestimmen. Es geht nicht mehr um Gewinnmaximierung, sondern darum, dass ich Christus ähnlicher werde und mich dafür einsetze, dass Menschen die Liebe Jesu erfahren. Neu ist auch die Hoffnung, die mein Leben erfüllt. Ich bin gewiss, dass Jesus durch seine Auferstehung den Tod überwunden hat. Darum vertraue ich darauf, dass ich zu ihm gehöre – auch über den Tod hinaus. So kann ich in Jesus Christus ein neuer Mensch werden, ohne dass ich meine Wohnung neu möblieren muss.

    Dr. Martin Brändl, Pfarrer in Balingen-Endingen